27.05.2020
...und so kann es einen auf den Boden der Realität bringen.
Jeder wird sich fragen, Was veranlasst einen eine Geschichte so zu beginnen? Kurz, Dummheit! Mehr kann ich dazu nicht sagen, einfach nur Dummheit!
Im Grunde mache ich immer und das schon seit Ewigkeiten den gleichen Fehler, zu wenig Pausen und wenn ich eine Pause mache, dann meistens zu spät. So auch heute, auf meiner doch extremen Wanderung, einfach viel zu spät die Pause eingelegt und dann lässt der bekanntliche "Saft" aus und man bewegt sich im Schneckentempo bergwärts. Wie ein Mensch , kurz vor dem Abwinken, einfach komplett "saftlos". Man taumelt von einer Kehre zur anderen, der ständige Blick nach oben, wie weit ist es noch? Schaffe ich es noch bis da oben? Ganz schlimm. Man sitzt dann zusammengekauert auf einer Bank und kaut eine halbe Ewigkeit an einem Stück Brot, weil es einfach nicht runterflutscht. Menschen kommen auf einen zu und fragen besorgt ob alles in Ordnung ist? Da muss ich aber ganz schlimm ausgesehen haben, am Bankerl, vor der Kirche beim Schüsserlbrunn. Alle Kraft gesammelt und die letzten 198 Stufen bis zum Steirischen Jogl in Angriff genommen. Beim Verzehr der wohltuenden "Kaspressknödelsuppe" wird so mancher gedacht haben, Oh Mann der hat noch nie eine Suppe außerhalb seiner Höhle gegessen. Für mich war es eine wahre, kulinarische, disziplinierte, Meisterleistung die Suppe ohne zu verschütten in den Mund zu bekommen, so dringend habe ich das gebraucht. So nun weiß man wie es einem geht der knappe 30 km und ca. 1950 hm in den Beinen hat und mit seinen Verpflegungsreserven enorm haushalten muss, um nicht zu kolapieren.
Nun habe ich ausführlich über meinen körperlichen Zustand philosophiert, aber keiner weiß eigentlich etwas von meiner heutigen Wanderung.
Ja heute habe die nächste Etappe am Steirischen Voralpenweg in Angriff genommen. Den Abschnitt, Straßegg - Buchecksattel - Teichalm. Diese Etappe birgt zum einem mit der enormen Länge, ca. 33 km und den doch knackigen Höhenmeter inkl Hochlantsch 2213 hm, eine enorme Herausforderung.
Der Abschnitt vom Straßegg bis zum Buchecksattel, eine eher trockene Angelegenheit, nur die Verpflegung die man bei sich hat steht einem zur Verfügung. Mein Pech das Gasthaus Obersattler hatte Ruhetag, somit auch keine, zusätzliche Nahrungsaufnahme möglich. Der nächste "Verzehrplatz" der Steirische Jogl, auf der anderen Talseite und 1100 hm weiter oben, daher eine zähe Partie. Beim Gasthof Obersattler steht ein Wegweiser, welcher bis zum Schüsserlbrunn eine Zeitangabe von 3 Stunden anführt, also los. Der Aufstieg im Wöllingergraben, steil und fordernd. Vom "Zirbisegger" geht es über eine Wiese hinein in den Wald und ab jetzt stetig nach oben, bis unter die Felsen. Hier hat man unzählige Treppen, Stege in die Felswand gebaut um hinauf zu gelangen zum Schüsserlbrunn. Die Wallfahrtskirche ein beliebter Platz aus nah und fern. Ich habe mich da einmal kurz gesammelt und gemerkt das ich trotz des körperlichen "Totalschaden" gut in der Zeit war Angabe 3 Stunden, geschafft in 2,5 Stunden, also gut, aber kaputt. Nach der Pause hinauf zum Steirischen Jogl, Pause, Suppe, Trinken, Rasten. Kalter Wind pfeift mir um die Ohren. Beim Blick hinauf zum Gipfelkreuz des Hochlantsch und beim Wissen meiner körperlichen Verfassung, entschieden den Weg zur Teichalm über den Weg 745 zu absolvieren. Das Stück vom Steirischen Jogl über den Hochlantsch zur Teichalm den werde ich später nachholen. Auf der Teichalm angelangt, ging es auf eine wohlverdiente Jause in die Latschenhütte. Danke an Monika und Gottfried für den Transport auf das Straßegg zu meinem Auto.
Trotz der Umstände und der körperlichen Anstrengungen, sollte man nicht vergessen, DAS LEBEN IST UND BLEIBT SCHÖN!
Streckenverlauf:
Start Straßegg - Hochschlag - Ebenschlag - Hofbauerhütte - Eibeggsattel - Brandnerkogel - Buchecksattel - Obersattler - St. Jakob - Schüsserlbrunn - Steirischer Jogl - Teichalm
Gesamtzeit:
11 Stunden 54 Minuten, reine Gehzeit 10 Stunden 14 Minuten
Distanz:
33,10 km, Höhendifferenz 1963 hm
Zitat zum Tag:
"Zeitloses Sein besteht nicht darin, Dinge anzusammeln, sondern jeden Tag und jede Minute zu sterben".
Jiddu Krishnamurti
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